Trident’s Tale (Xbox) im Test – Abenteuer in rauer See

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Mit Trident’s Tale bringt das italienische Studio 3DClouds eine neue Marke heraus und schickt dich als Piratin zur See. Trident’s Tale möchte eine überdurchschnittliche Zugänglichkeit mit einer überschaubaren, motivierenden Spielzeit kombinieren, was ihm auf den ersten Blick gelingt. In seinen besten Momenten gelingt es 3DClouds auch, Erinnerungen an großartige Action-Adventures wachzurütteln – doch in den schlechteren kämpft Trident’s Tale darüber hinaus mit technischen Problemen und einem Gameplay, das hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Trident’s Tale schickt dich mit der Protagonisten Ocean auf die große Reise – und die Suche nach dem Sturm-Dreizack, dessen Bestandteile natürlich in der Spielwelt verteilt sind. Dazu verlässt Ocean ihre Heimat und sticht mit einem auf ihrer Insel versteckten Schiff in See – selbstredend gibt es Widersacher, die ebenfalls an den Sturm-Dreizack gelangen wollen, im Verlauf des Abenteuers legt sich Ocean natürlich auch mit der Marine an, und zudem kann sie eine Crew rekrutieren, die ihr auf dem Schiff zur Seite stehen und im Kampf zusätzliche Fähigkeiten verleihen.

Verlasse deine Heimat, brich in die Welt auf und suche ein seltenes Artefakt – Trident’s Tale lässt mich mit seiner Storystruktur und auch der Inszenierung in den ersten Spielstunden immer wieder sehr stark an Jak & Daxter denken, eines meiner Lieblingsabenteuer meiner Jugend. Auch die Optik trägt dazu bei, denn vor allem Oceans Heimatinsel versprüht sehr ähnliche Vibes – und auch die Animationen der NPCs erinnern mich sehr an frühere Zeiten. Heißt: Sie sind alt und wiederholen sich wesentlich öfter als in anderen modernen Spielen, aber trotzdem nicht auf eine unangenehme Weise.

Das Rekrutieren und Ausbauen der Crew hingegen erweist sich am Ende als wesentlich unspektakulärer als es klingen mag: Abgesehen von ganz wenigen Quests (wobei eine davon schon die zum Rekrutieren ist) gibt es nur sehr wenige Interaktionsmöglichkeiten. Jedes Crewmitglied bringt immerhin eine eigene Fähigkeit mit, von denen zwei ausgerüstet werden können. Genauer gesagt vier – zwei können Ocean für den Kampf mitgegeben werden, zwei können am Schiff für die Seegefechte ausgerüstet werden. Doch letztlich sind all diese Fähigkeiten sehr ähnlich: Flächenschaden und ein Effekt, sei es Feuer, Blitz, Gift, Trunkenheit oder – und darauf wollte ich im ganzen Spiel nicht verzichten – Pedros Fähigkeit, die Ocean bzw. dem Schiff beim Einsatz Heilung verschafft.

Die beste Fähigkeit im ganzen Spiel – Partytime zur Heilung!

Die ganze Crewverwaltung in Trident’s Tale ist relativ simpel – am anspruchsvollsten ist, den ganzen Grog zu finden, um die Fähigkeiten des ganzen Teams ausbauen zu können. Ob du das brauchst? Nicht wirklich. Ich hatte mich schnell für zwei Fähigkeiten entschieden, die ich Ocean und dem Schiff spendiert habe. Der Rest der Crew war weiterhin an Bord – aber eher zur Deko. Die Story bleibt insgesamt im Grunde ebenso blass mit recht prototypischen Figuren und altbackener Erzählweise – ich hatte irgendwann den Faden verloren und es war mir auch fast schon egal, was genau passierte, weil man auch sehr gut erahnen kann, was bis zum Ende passieren würde. So geschah es dann auch.

Im Vergleich zu vielen anderen Spielen der heutigen Zeit hat Trident’s Tale eine wirklich überschaubare Spielzeit. Ich habe das Spiel rund 10 Stunden lang gespielt und die Hauptstory abgeschlossen. Habe ich alles vom Spiel gesehen? Nein, nicht ganz, ich habe noch mehrere Nebenquests und Schatzkarten offen, hätte also durchaus noch was zu tun. Leider braucht man nach Abschluss des Spieles einen älteren Spielstand von vor dem Endboss, um Trident’s Tale noch weiterspielen und vervollständigen zu können. Das erklärt das Spiel zwar auch, ist aber unverständlich und eine verpasste Chance – es würde nach dem Abschluss der Geschichte umso mehr Sinn ergeben, noch mit Ocean in See zu stechen und die letzten Geheimnisse zu finden.

Die haben es im Vergleich zur Hauptgeschichte auch durch aus in sich, denn nicht alles ist leicht zu finden. Und manches ist mir glaube ich einfach durch Bugs im Spiel nicht mehr begegnet. Beispielsweise müssen für eine Nebenquest Geisterschiffe besiegt werden. Die habe ich auch ein einziges Mal im Spiel gesehen, da hing das Spiel aber in einem Bug fest, der den laufenden Kampf einfach nicht mehr beendete. Schließlich musste ich einen meiner Trident’s Tale Spielstände neu laden, da im Kampf einfach keinerlei Interaktionen möglich waren und ich das Spiel nicht fortsetzen konnte. Leider sind mir danach die Geisterschiffe nie wieder begegnet – obwohl ich noch sehr viel in der Spielwelt unterwegs war. Ich konnte auch nicht rausfinden, dass es einen Auslöser für sie geben würde.

Einige der Nebenquests lassen sich nur durch aufmerksames Beobachten und Studieren der Spielwelt und Weltkarte erledigen – immerhin kann man sich auf der Karte so viele Markierungen setzen, wie man möchte. Ich habe irgendwann gelernt: Im besten Fall tust du das bei Trident’s Tale für Orte, an denen du schon warst. Ein echtes Piratenabenteuer also. Das macht auf seine Weise schon echt Spaß, denn nur die Hauptziele werden auf der Karte markiert. Als vollständige Orte auf der Karte mit Namen verzeichnet sind auch nur die großen Inseln, zu denen man Schnellreise machen kann – doch es gibt auch noch viele kleinere Inseln, auf die man nur gelingt, in dem man auf offener See vom Schiff abspringt und die letzten Meter schwimmt.

Im Spielverlauf kommen klassische viele klassische Schalterrätsel zum Einsatz, insgesamt in einer Menge, wie ich sie schon lange nicht mehr in einem Videospiel gesehen habe – aber es gibt auch anderes. Einige der Rätsel haben mir wirklich gut gefallen, denn einige von ihnen basieren auf der Beobachtung der Umgebung und/oder dem Lesen von Texten. Nichts davon ist wirklich super dolle anspruchsvoll, aber es gibt insgesamt genügend Vielfalt, dass sie die Rätsel in den Dungeons und auf den verschiedenen Inseln von Trident’s Tale doch immer wieder frisch anfühlen.

Das ist soweit ganz cool, in Gesamtbetrachtung aller anderen Teile des Spieles sage ich trotzdem, dass sich Trident’s Tale relativ schnell abnutzt. Ich verspüre jetzt keine große Motivation mehr und sehe auch keinen Sinn darin, die restlichen Dinge noch zu sammeln: Zum einen, weil man Inventar vor Ressourcen schon nur so überquillt, zum anderen, weil ich auch kein Interesse an weiterer Ausrüstung mehr habe, deren Vielfalt genauso groß ist wie die der Fähigkeiten meiner Crew – sie bringt andere Effekte mit, doch eigentlich spielt es kaum eine Rolle, ob die Gegner nun betrunken oder vergiftet sind. Es fühlt sich alles ähnlich an – und anspruchsvoller oder besser werden die Kämpfe auch mit diesen Effekten nicht.

Trident’s Tale hat ein unglaublich unpräzises und unbefriedigendes Kampfsystem, das den Spielspaß deutlich mindert. Feedback auf Treffer – ob ausgeteilt oder eingesteckt – gibt es fast gar keines. Schlagen, ausweichen – es fühlt sich alles sehr hakelig an. Zum Glück sind die Kämpfe insgesamt sehr einfach, aber auch die Berechnung von Kollisionen zwischen Ocean und Gegnern oder der Umgebung sind keine große Stärke, sodass es doch zum einen oder anderen frustrierenden Moment kommen kann.

Kämpfe gegen mehrere Gegner in Trident’s Tale werden richtig schnell nervig, weil präzises Anvisieren und präzises Kämpfen kaum möglich sind. Glücklicherweise sind die meisten Kämpfe überschaubar und es gibt nicht mal eine Handvoll Gegnertypen im Spiel – so hat man schnell alles verinnerlicht.

Trident’s Tale hat auch Seekämpfe, doch die sind kaum mehr spannend: Im Grundsatz sind die eigentlich ziemlich cool, die Kameraposition entscheidet, welche Kanonen aktiviert werden, mit den verschiedenen Kanonen und den Fähigkeiten des Schiffes sollten sich eigentlich spannende Gefechte ergeben. Doch eigentlich laufen die Kämpfe fast immer nur so ab: Du und der Gegner fahrt im Kreis, und du schießt so lange, bis der Gegner tot ist… ein paar Kämpfe haben mir Spaß gemacht, doch manche, inklusive der Bossgefechte zur See, waren einfach nur langweilig und sehr anspruchslos.

Die Golems sind die anspruchsvollsten Gegner im Spiel.

„Abgerundet“ wird das Ganze von verschiedenen technischen Problemen. Die Bildrate auf der Xbox Series X ist an vielen Stellen nicht stabil, egal ob zur See oder an Land, das Bild wirkt für die Xbox Series X zudem recht unscharf. An vielen Stellen flackern Licht und Schatten, was zwar auch mit meinem aktivieren VRR zusammenhängen könnte, was ich so extrem aber schon lange nicht mehr in einem Spiel gesehen habe. Immerhin sieht Trident’s Tale an vielen Stellen recht hübsch aus und weiß auch mit schönen Spiegelungen auf dem Wasser und manchen sehr hübschen Lichteffekten zu begeistern.

Was den Ton angeht, so eint sich eine gelungene Musikuntermalung mit einer mäßigen englischen Synchro. Weniger überzeugen können die Soundeffekte: Die sind manchmal falsch abgemischt oder fehlen gänzlich – das trübt etwas die Atmosphäre.

Im Rahmen der Bereitstellung des Reviewkeys wurde ein Patch für Trident’s Tale versprochen, der einige der auch hier angesprochenen Probleme lösen sollte. Ich hatte ca. einen Monat Zeit, mir das Spiel anzuschauen, in dieser Zeit sind keine nennenswerten Verbesserungen ins Spiel geflossen – gut möglich, dass noch ein Patch zum oder nach dem Launch nachgereicht wird.

So hübsch kann Trident’s Tale sein.

3DClouds liefert mit Trident’s Tale ein in seinen Grundzügen sympathisches Piratenabenteuer, welches erfolgreich darin ist, in Teilen den Charme sehr sympathischer Action-Adventures der Vergangenheit wieder einzufangen. Der Fokus auf eine überschaubare Spielzeit und eine kleine, aber offene Spielwelt waren richtig. Im Detail krankt Trident’s Tale an einer wackligen Technik, einem furchtbaren Kampfsystem und wenig Vielfalt hinter den Kulissen – der Ausbau meiner Crew bringt mir ebenso wenig wie das Sammeln der ganzen Gegenstände in der Spielwelt. Wer mag, kann sich aber auch ein echtes Piratenabenteuer basteln und auch das letzte Geheimnis mit einem eigenen X auf der Karte festhalten – wer weiß, vielleicht ist Trident’s Tale für 3D Clouds der Aufbruch in eine neue Reihe. Wünschenswert wäre es, wenn für einen Nachfolger die gute Grundidee mit einer überarbeiteten Technik und stimmigerem Gameplay wieder auflebt.

ProContra
+ Sympathische Inszenierung– Instabile Technik (Ruckeln, Flackern)
+ Gelungene Grundformel– Unpräzises Kampfsystem
+ Spielumfang insgesamt sehr angemessen– Wenig Tiefe bei Crew und Ausrüstung
+ Vielfalt der Rätsel– Bugs, die den Fortschritt verhindern
– Fehler in der Soundkulisse

Wir haben einen Reviewkey für Trident’s Tale erhalten.

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Manuel Eichhorn
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